
Das war überfällig. Nach so vielen Spielen schon hatten Mannschaft und Zuschauer der TSG Anlaß, mit dem Ergebnis zu hadern, sich zu ärgern, dass die eigene Leistungsfähigkeit nicht abgerufen wurde, dass einzelne unglückliche Fehler sofort bestraft wurden, dass die eigenen Chancen nicht genutzt wurden und so weiter und sofort. Die ganze Litanei. Ich geb‘ zu, ich war selbst in Versuchung.
Am Samstag kam dann ein namhafter Gegner an den Baumhof, dem es diesmal genau so erging, wie der TSG bei anderer Gelegenheit. Ein Gegner, der einen schlechten Tag erwischte, bei dem’s aus irgendwelchen Gründen nicht zusammenlief.
Die Partie wirkte wie ein Spiegelbild des Hinspiels im Sommer, als die TSG in Bottrop vorne nicht konsequent die eigenen Chancen verwertet und sich hinten zwei Aussetzer erlaubt hatte.
Fraglos war Schalke nominell stärker besetzt, hatte einige Spieler, die technisch und körperlich viel aufzubieten hatten. Aber die Mannschaft, die sich am Samstag von Anfang bis Ende voll reingehängt hat, war nunmal die TSG. Was einem der Gegner an technischer Finesse oder einstudierten Automatismen und geübten Standards voraus hat, kann man zumindest an manchen Tagen durch Laufbereitschaft, Entschlossenheit, Ausdauer und dergleichen kompensieren; zumindest wenn auch noch ein Fitzelchen Glück hinzukommt. Das sprichwörtliche Glück des Tüchtigen nämlich. Und das hat der TSG bis jetzt in zu vielen Partien gefehlt.
So chancenlos wie Jürgen Luginger die TSG im Interview gesehen hat war sie übrigens in meinen Augen nicht. Und so überlegen wie er die Schalker Torchancen bewertet hat, können die auch nicht gewesen sein. Sonst wären sie drin gewesen. Mein Eindruck war, dass bei der TSG mittlerweile die Vorstellung von Abstiegskampf Gestalt angenommen hat, während Schalke immer noch denkt, das sich im Lauf der Saison alles einrenken wird. Hauptsache die Frisur sitzt. Nun hat Schalke die Möglichkeit, die Mannschaft aus dem Profilager zu verstärken, während die TSG mit dem zurechtkommen muss, was da ist. Letzeres erfordert die Bereitschaft jedes Einzelnen, Verantwortung zu übernehmen. Und die — sorry Herr Luginger — hab‘ ich am Samstag vor allem bei der TSG festgestellt. Das wär‘ schon richtig stark, wenn es gelänge, ein Stück vom Glück des Tüchtigen mit in die nächsten Spiele zu retten. Und etwas von dem Selbstbewußtsein einer Truppe, die dann und wann auch mal gewinnt.
Treffende Spielanalyse.
Tolle Fotos.