Ich habe schon vor längerer Zeit angefangen, meine Fotodrucke auf Alu Dibond aufzuziehen. Der größte Vorteil dieser Art der Bildpräsentation liegt darin, dass ich bezüglich der Größe und des Formats vollkommen unabhängig bin und mir keine Gedanken darüber machen muss, ob in dem gewünschten Format ein passender Rahmen verfügbar ist. Ein aufgezogenes Bild ohne weiteren Rahmen an die Wand zu hängen, ist auch deutlich kostengünstiger als mit. Es passt auch einfach nicht jeder Rahmen zu jedem Bild. Ich habe zwar schon öfter kleinere Rahmen, die ich irgendwo zu günstigen Preisen entdeckt habe, „für später“ gekauft, aber bei größeren Formaten ist das zu teuer. Der Vorlauf, bis es bei mir ein gerahmtes Bild an die Wand geschafft hat war in etwa folgender:
- „Hm, das Bild hätte ich gerne an der Wand. Hier könnte es gut passen, ungefähr in Größe x mal y.“
- „Habe ich einen passenden Rahmen?“
- „Demnächst mal die Augen nach Rahmen aufhalten.“
- Beim nächsten Einkauf: „Welches Bild wollte ich nochmal aufhängen? Sieht der dazu aus? Ganz schön teuer. Hm, unsicher. Lieber später.“
- Wenn ein Rahmen gekauft war, Vermessen des Formats und des Ausschnitts.
- Austausch mit meiner Frau, wo das Bild hinkommt und ob der Rahmen dazu aussieht oder nicht
- Anpassen der Bildgröße und passender Druck.
- Einrahmen
- Aufhängen
Nach jedem dieser Schritte kann es vorkommen, dass das Projekt erstmal zurückgestellt wird.
Für die Fußballabteilung der TSG Sprockhövel drucke ich schon jahrelang Mannschaftsfotos, die meisten davon werden jedes Jahr an Förderer und Sponsoren oder verdienten Ehrenamtlichen oder scheidenden Spielern, als Andenken und Dankeschön überreicht. Diese „Aufträge“ kommen oft nicht gesammelt, sondern eher „kleckerweise“. Weil der Verein nicht für jede kleinere Zuwendung auch noch einen teuren Rahmen bezahlen kann, kam an dieser Stelle dann irgendwann der Impuls, das mit dem Aufziehen einfach mal zu versuchen.
Die ersten Dibondplatten habe ich noch im Baumarkt gekauft. Aufziehfolie und Aufhänger gab es bei Boesner. Mittlerweile kaufe ich auf Vorrat ganze Platten bei einer Kunststoffhandlung, die ich zum Transport im PKW auf 60 x 100 cm zuschneiden lasse. 60 cm ist die größte Breite, die ich drucken kann, und mehr als 100 cm haben sich in der Praxis noch nicht ergeben. Ich verwende Dibondplatten in 3 und 4 mm Stärke, je nach Größe. Zum Schneiden der Platten auf Format benutze ich meine Kreissäge mit Formatschiebetisch.
Als neulich zum Saisonbeginn wieder Mannschaftsfotos aller Jugendmannschaften für unser Vereinsheim gebraucht wurden, habe ich die einzelnen Arbeitsschritte beim Aufziehen mal mit dem Telefon fotografiert.
Die werkseitige Kante der Platten ist etwas gerundet und muss auf jeden Fall mit einem Sägeschnitt besäumt werden. Die Schutzfolie auf der Platte wird erst nach dem Zuschnitt abgezogen. Beim Sägen von Dibond mit der Kreissäge habe ich — anders als erwartet — festgestellt, dass die Schnittkanten sauberer werden, wenn ein gröberes Sägeblatt mit geringerer Zähnezahl verwendet wird. Die Platten auf den Bildern sind mit einem speziellen Sägeblatt zum Schneiden von Acrylglas geschnitten. Das war eine Verlegenheitslösung, weil das besser geeignete Blatt gerade zum Schärfen war. Das feiner Blatt schneidet bei Dibond zwar den Kunststoffanteil sehr sauber, aber die Aluschicht wird verformt es bleibt ein sehr ausgeprägter Grat stehen.
Der Alugrat an den Kanten lässt sich sehr gut mit einer Ziehlinge versäubern, die flach angestellt über die Kante hinweg nach unten gezogen wird. Die richtige Bewegung kann man auf dem Foto nicht gut erkennen. Die Klinge bewegt sich dabei gleichzeitig an der Plattenkante entlang und nach unten. Gut wird es, wenn sich das abgescherte Alu zu einer feinen Spirale kräuselt.
Je nachdem, ob und wie tiefe Riefen das Sägeblatt im Polyesterkern der Platte hinterlassen hat, kann man die Kante auch schleifen. Der dunkle Kunststoff wir dabei etwas heller. Sowohl beim Schleifen, als auch beim Bearbeiten mit der Ziehklinge ist es besser, wenn die Schutzfolie vorher abgezogen wird.
Die an den Kanten versäuberten Platten müssen gründlich gereinigt werden, bevor es weitergehen kann. Staub und Kunststoffspäne haften elektrostatisch nicht nur an den Platten, sondern auch an Kleidung, Haaren und Gesicht. Weil solche Partikel das ganze Ergebnis verderben können, wenn sie beim Aufziehen zwischen Foto und Platte geraten, wechsle ich vor diesem Schritt die Klamotten.
Weil es hier um eine größere Anzahl kleinerer Bilder ging, habe ich Formate gewählt, die mir erlauben, das Material möglichst verschnittarm auszunutzen. Mein Rollenpapier und der Aufziehfilm sind 61 cm. breit. Mit ein paar Millimetern Spielraum lassen sich zwei Platten à 29,5 cm Breite nebeneinander kaschieren.
Damit ich leichter mehrere Platten nebeneinander kaschieren oder laminieren kann, lasse ich unter dem Material eine große MDF-Platte als „Schlitten“ mitlaufen, auf der ich die Dibondplatten ausrichten kann, bevor sie mit der Klebeseite in Kontakt kommen.
Damit ich den Aufziehfilm zwischen den Platten schneiden kann, habe ich schmale Spalten gelassen. Immer wenn vier Platten kaschiert sind, trenne ich die Folie in den Zwischenräumen, löse den Druck und ziehe vorsichtig den Schlitten unter den Platten, die sich gerade zwischen den Walzen befinden, wieder zurück, damit ich die nächsten Platten anlegen kann.
Nach dem Trennen der Platten voneinander muss noch die überstehende Folie ab.
Das geht auch freihändig. Allerdings riskiert man, bei zu flachem Winkel der Klinge in die Platte zu schneiden und bei zu steilem Winkel einen unsauberen Schnitt.
Etwas leichter geht es auf einer Schneideunterlage mit der Aufziehfolie nach unten. Die Platte dient dabei als Anschlag. Aber auch hier kommt es auf den richtigen Anstellwinkel an, um nicht unschöne Kerben in die Platte zu schneiden.
Vor allem, wenn sehr schmale Überstände abgeschnitten werden, bleibt der Kleber der Aufziehfolie gerne am Messer kleben. Sowas muss vor jedem neuen Schnitt ab.
Bevor es weitergehen kann, muss der gesamte Arbeitsbereich gesäubert werden. Besonders winzige Kleberkügelchen, die an der Schneideunterlage hängen bleiben, können später Ärger verursachen.
Für den Fall, dass sich beim Beschneiden mit der guten Seite nach unten die Kaschierfolie von der Platte gelöst haben könnte, werden alle nochmal durch die Mangel gedreht. Diesmal ohne den Schlitten.
Bevor ich die auf Rollenpapier gedruckten Bilder zuschneide und aufziehe, muss erst noch die Wölbung aus dem Papier. Ich liebe meinen De-Roller. Das ist ein Rohr mit dem magischen Durchmesser, der genau so bemessen ist, dass zwar die Wölbung verschwindet, aber keine neue Wölbung in die falsche Richtung reingerollt wird. An dem Rohr ist eine dicke Folie angebracht, die an den Rändern Gummistreifen aufkeklebt hat, die dafür sorgen, dass sich das Ganze nicht schief aufrollt, nicht unmotiviert abrollt und vor allem das Foto zwischen den Lagen der Folie keinen Druck bekommt und die Oberfläche nicht zerkratzt. Jedes Detail an diesem Ding ist durchdacht und dient einem Zweck. Ich hatte vorher zahlreiche Bastelexperimente mit diversen Kunststoffrohren, Schnapprollos, Rundhlözern und sonstigen Materialien gemacht: Alles Murks gegenüber diesem durchdachten Werkzeug. Einmal von der einen, einmal von der anderen Kante darin aufgerollt, wieder raus und das Papier liegt flach wie ein Brett.
Die Fotos werden nicht vom Rand, sondern von der Mitte aus aufgezogen. Deshalb wird das Deckpapier der doppelseitigen Klebefolie in der Mitte angeritzt.
Ein schmaler Streifen wird freigelegt und das Glassinepapier gefalzt, damit es beim Anlegen des Fotos möglichst wenig aufträgt.
Dank des gefalzten Glassinepapiers haftet das Foto nicht sofort am Kleber, sondern kann erst positioniert werden. Das Foto hat etwas Übermaß, das später beschnitten wird. Ich orientiere mich beim Anlegen an der unteren Bildkante und taste mit beiden Daumen, ob das Fotopapier ein bis zwei Millimeter übersteht. Wenn ich damit zufrieden bin, drücke ich vorsichtig in der Mitte mit einem Zeigefinger das Bild auf die Kleberfläche. Solche kleinen Formate kann man auch von Hand weiterverarbeiten: Foto an einer Seite hochwölben, die gefalzte Kante des darunterliegenden Deckpapiers greifen, abziehen und mit einem Filzrakel oder einem weichen Tuch die Hälfte des Bildes von der Mitte aus zur Kante hin andrücken.
Besser geht es aber mit der Walze: Oberwalze anheben, Bild so einlegen, dass der Bereich in der Mitte, der schon Kleberkontakt hat, unter der Walze liegt, Druck geben, eine Seite des Fotos anheben, Deckpapier abziehen und dann das Bild von der Oberwalze andrücken lassen. Im Rückwartsgang geht es dann mit der anderen Seite entsprchend. Auf alle Fälle ist aber pingeligste Sauberkeit nicht übertrieben. Schon sehr kleine Partikel drücken sich auch durch mittelkräftiges Fotopapier durch. Alu- oder Kunststoffspäne, Bart- oder sonstige Haare, … nichts davon möchte man zwischen Foto und Kleber haben.
Für das Beschneiden des Fotos auf Plattenmaß verfährt man ähnlich wie zuvor mit der Aufziehfolie. Es hilft, wenn die Messerklinge etwas weiter ausgefahren ist.
Eine Rundklinge hinterlässt von der Motivseite aus gesehen, einen etwas saubereren Schnitt. Sie neigt aber eher als das gerade Messer dazu, sich zu „verlaufen“. Einen feinen Rest nachträglich beschneiden zu müssen, führt dann nicht unbedingt zu einem besseren Resultat als der Schnitt mit der geraden Klinge. Das Rundmesser nimmt immer gerne noch etwas Kleber mit, der beim Anpressen an der Seite ausgetreten sein kann. So ein Kleberkügelchen zwischen dem Rundmesser und seiner Abdeckung kann einem den ganzen Tag versauen, wenn es nicht rechtzeitig bemerkt wird.
Mit dem Falzbein wird das Fotopapier an der äußersten Kante nochmal angestrichen.
Zum Markieren der Position für Aufhängebleche und Abstandhalter benutze ich lieber eine Reißnadel als einen Stift.
Der acrylatbasierte Kleber, mit dem die Schaumklebepads der Spiegelbleche ausgerüstet sind, ist dankbar, wenn die Fläche vorher noch mit Isopropanol oder Aceton gereinigt wird. Bei so kleinen Formaten wie hier macht das vermutlich keinen großen Unterscheid, aber bei größeren Bildern gehe ich dann doch gern auf Nr. Sicher.
Je nach Bildgröße verwende ich ein oder zwei Spiegelbleche als Aufhänger. Die gibt es in verschiedenen Größen mit Tragfähigkeiten von 1 bis 18 kg pro Stück. Ich habe auch Material für sogenannte Rückrahmung, wo ein geschlossener Alurahmen mit etwas Abstand zu den Kanten hinter das Bild geklebt wird, aber das ist deutlich kostspieliger. Das verwende ich eher in Verbindung mit Drucken, die hinter Acrylglas kaschiert werden.
Je nach Dicke des Aufhängers gibt es passende Abstandhalter für die untere Bildkante, die dafür sorgen, dass das aufgehängte Bild überall den gleichen Abstand von der Wand hat.
Das Bild ist bereit zum Aufhängen oder Verpacken. Wenn Aufhänger und Abstandhalter genug Abstand von den Kanten haben, sind sie quasi unsichtbar und das aufgezogene Bild „schwebt“ mit ein paar Millimertern Abstand vor der Wand.
Die Fotos, die ich im Rahmen dieses Durchgangs aufgezogen habe, hängen jetzt im Vereinsheim der TSG Sprockhövel.
Hallo
Du hat echt eine super tolle Webseite mit super Beschrieben 🙂
Darf ich dich fragen wo man so eine Aufziehwalze kaufen kann?
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Nicole
Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich glaube ich habe meine bei ebay gefunden. Versuch mal als Suchbegriff „Kaltlaminator“. Bei den Treffern kannst du mal schauen, welche Bezeichnungen sonst noch gebräuchlich sind. Mit etwas Geduld sollte sich in der 60 cm Arbeitsbreite ein brauchbares Angebot unter 100 € finden lassen.