Geht’s noch schlimmer? Geht das jetzt so weiter? Oder geht’s jetzt aufwärts?
Ich sag’s ehrlich: Ich hab‘ im Lauf der letzten Woche überlegt, ob und warum ich nach Lippstadt mitfahre. Nicht nur, weil ich in Marl schon kein gutes Spiel gesehen hatte. Nach den Schilderungen einiger Leute vom VfB Hüls hatte ich die Befürchtung, das Spiel könnte von Ärger und Pöbelei im Umfeld überschattet werden. Chaos oder Randale gab’s dann doch nicht, dafür hing im Stadion ein Transparent, auf dem eine „Sektion Stadionverbot“ mit dem hinlänglich bekannten Paulchen-Panther-Zitat ihre Sympathie für Terroristen und Mörder bekundet und die Absicht erklärt, sich auf Dauer von Stadionverboten nicht fernhalten zu lassen. Ob’s von den Zuschauern und Verantwortlichen des SV Lippstadt keiner bemerkt hat, oder ob’s niemand bemerken wollte, kann ich nicht sagen. Ich hab‘ nach dem Spiel auch nicht mehr nachgefragt, warum das vom Verein toleriert wurde. Um einen Preis für Zivilcourage kann ich mich daher diese Woche nicht bewerben. Bei der TSG wird es sowas nicht geben und unter anderem deshalb bin ich auch bereit, mit der TSG durch sportlich gute und schlechte Zeiten zu gehen.
Und im Moment läuft es für die Erste sportlich halt gerade mal nicht so gut.
In einer Hinsicht haben selbst Gegentore noch etwas Gutes. Man kann sie zählen. Und je klarer die Zählerei ausgeht, desto mehr kann man sich das Schönreden einer schlechten Leistung ersparen. Ab vier bis fünf wird’s irgendwann immer klarer und objektiver, daß man das richtige Mittel nicht gefunden hat.
Bei einigen Spielern hatte ich den Eindruck, sie haben mit dem Nachdenken vor dem Abpfiff schon angefangen. Beim einen oder anderen weiß ich allerdings nicht, was ich denken soll. Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Trainer auf dem Platz und in der Kabine was anderes gesagt haben soll als gegenüber der WAZ. Und da stand — für mein Verständnis ziemlich treffend — daß bei allem Ehrgeiz, nach vorne kreativ zu spielen, eine gründliche und von allen Mannschaftsteilen unterstützte Defensivarbeit die Voraussetzung für den Erfolg ist. Wenn die Abwehrreihe hinten oft alleine steht, muß vorne umso öfter getroffen werden.
Es freuen sich ja alle, wenn’s offensiv klappt. Aber wenn das nicht gelingt, muß der Modus gewechselt werden, sonst kassiert man Niederlagen, die auf die Dauer das Selbstvertrauen kosten. Das greift dann auf alle über.
Es war auch nicht alles schlecht. Bis zur Halbzeitpause hatte die TSG mehr Ballbesitz, einige brauchbare Torchancen, darunter eine richtig knappe. Aber eindeutig schlecht war, in der zweiten Hälfte so auseinanderzufallen.
Ich kann’s mir nicht verkneifen: Wer nach einem halben Dutzend Gegentoren immer noch im Zweikampf den Ball mit der Sohle streicheln will, hat gute Chancen, über den Status des ewigen Talents nicht hinauszugelangen.
Für jedes Gegentor hat die Mannschaft einen Tag Zeit, sich Gedanken zu machen, bis mit dem SV Zweckel der nächste Gegner auf der Matte steht und sein Torverhältnis aufbessern will.
Ihr müßt das Ziel fürs nächste Spiel gemeinsam setzen. Je unangenehmer das Gefühl nach so einem Spiel ist, desto wichtiger, daß man drüber spricht. Macht was draus. Gemeinsam.