Früher fand ich HDR und DRI blöd. Alles, was ich bislang selber mit entsprechenden Programmen produziert hatte, war die Zeit nicht wert, die ich mit der ganzen Reglerschieberei verbracht hab‘. Das alleine hat nicht viel zu sagen. Aber auch von anderen Fotografen hatte ich bis dato bewußt kaum ein DRI-Bild gesehen, die ich irgendwie besser gefunden hätte. Allerdings hatte ich unter dem Eindruck der ganzen Scheußlichkeiten, die aus entsprechenden mehr oder weniger automatisch arbeitenden Programmen herauskommen, DRI fälschlich mit dem Output solcher Software gleichgesetzt. Nachdem ich die ersten Bilder von Dieter Golland gesehen habe, halte ich es für wahrscheinlich, daß ich schon andere gute DRI-Bilder gesehen aber nicht als DRI erkannt habe.
Dieter Golland macht Nachtaufnahmen von Landmarken der Industriekultur und des Strukturwandels an der Ruhr. Seine starke Identifikation mit dem Revier ist jedem einzelnen Bild anzumerken. Seine Aufnahmen sind geprägt durch eine natürlich anmutende Verteilung der Helligkeitsabstufungen im Bild. Interessanterweise war er sich der Beschränkungen durch den im Vergleich zum menschlichen Auge geringeren Dynamikumfangs moderner Kameras bewußt, bevor er überhaupt selbst mit der Digitalfotografie begonnen hat. Sein Hilfsmitel zur Steuerung der Aufnahmereihen, den HDR-Knecht hatte er als Prototyp fertiggebaut, bevor seine erste digitale Spiegelreflexkamera in Händen hatte.
Die von ihm verwendeten Belichtungsreihen umfassen vor allem am unterbelichteten Ende deutlich mehr Ausgangsbilder. Häufig fließen 10 bis 12 Aufnahme in eine Montage ein. Die Kombination erfolgt in Photoshop unter starkem Gebrauch von Ebenenmasken und per Maske ausgeschnittenen Bildteilen, die der Belichtungsfusion überlagert werden.
Am Rande seiner Ausstellung in der Hattinger Birschel Mühle hat Dieter Golland in einem Workshop erläutert, wie seine Bilder entstehen. Jedem Teilnehmer stand im Praxisteil ein Probeexemplar seines HDR-Knechts zur Verfügung. Der HDR-Knecht leistet das, was er verspricht. Er ist an verschiedene Eigenheiten verschiedener Kameramodelle anpaßbar (evtl. Latenz beim Speichern, Rauschreduzierung per Darkframe, Spiegelvorauslösung bzw. -verriegelung, Auslöseverhalten im Bulb-Modus, etc.) und funktioniert grundsolide. Für unterscheidliche Kamerafabrikate sind entsprechend passende Kabel erforderlich, aber der Knecht funktioniert unverändert an allen Kameras, die über einen Anschluß für Kabelauslöser verfügen. Anbei einige am Samstagabend entstandene Bilder aus dem Bochumer Westpark und von der Hattinger Henrichshütte. Das Zusammenfügen geschah auf die Schnelle und könnte an etlichen Stellen wesentlich mehr Sorgfalt und Nachbearbeitung vertragen. Die Aufnahmen sind weder vorher groß geplant noch durchkomponiert. Wir waren halt im Rudel rund um die Bochumer Jahrhunderthalle unterwegs und es war auch noch der vorletzteAbend der Triennale. Ich zeige sie trotzdem mal, weil die Charakteristik der weitgehend manuell zusammengesetzten Belichtungsreihen in Abrenzung zu automatisch zusammengefügten Bildern durchaus erkennbar wird.